Samstag, 19. Dezember 2009

Ladbergen Kirche bis Nahrup's Hof Greven Bockholt

Wir sind Heldinnen.

Jetzt sind wir doch noch 12 km durch den Schnee gelaufen. Es ist wirklich kalt: minus 11° Grad.

Wir starten heut' mit einem schönen entspannten Frühstück. Wir sind zu viert. Unsere Webmasterin ist auch dabei. Es gibt Geschenke von Birgit, wie klasse. Und lecker Frühstück bei mir.
Es geht los! Zwei laufen und eine bringt uns. Der Camino sieht heute für uns etwas unterschiedlich aus. Ulla geht virtuell mit. Wir gehen weiter in Ladbergen über die Königsbrücke am DE-Kanal entlang. Die Schiffe auf dem Kanal sehen aus wie Schneeberge. Die Sonne glitzert im Schnee, alles ist wie mit Diamanten umhüllt. Die Reifkristalle verwöhnen uns mit ihrer Schönheit. Was für ein schönes Wort 'Reifkristalle'. Irgendwie sind wir auch wie diese Reifkristalle reif und kristallen.

Auf unsere andere Pilgerin, wie mit einem inneren Band verbunden, treffen wir uns ohne Verabredung an der Kirche. Hier in Schmedehausen fühle ich mich direkt nach Spanien auf den Camino versetzt. Diese Kirche „ Zu den heiligen Schutzengeln“ hat eine wunderschöne und freundliche Atmosphäre. Wir lassen uns von dieser schönen Freundlichkeit ganz in den Bann nehmen und spenden Kerzen, für uns, für die, die wir lieben und besonders für die, die wir und uns ablehnen. Wir sprechen kurz über Feindschaft und auch Feindschaften sind notwendig damit wir lernen uns auch mit der dunklen Seite - erkennen und aus -einander- zu- setzen. In allem sind wir Eins und in unserer Zeit.

Nun gehen wir weiter zur Eltingmühle (Gasthof und Tankstelle) zu einem gemeinsamen heißen Tee, Kaffee oder Kakao. Der Gasthof ist geschlossen, doch die Tanke hat auf und Frau Leifert, die freundliche Tankwirtin, bietet uns einen warmen Raum, sauberes WC und heißen Kaffee. Dankbar nehmen wir auch noch das Plätzchen an, sehen etwas dem Treiben an der Tankstelle zu, sprechen über Weihnachten, Silvester und der Kälte draußen. Sabine zahlt, und wir gehen weiter, noch weitere zwei Stunden. Es ist kalt. Wir sind sehr still, tauschen uns kurz über die praktischen Bufftücher (wo werden die eigentlich produziert? ) und warmen Unterhosen aus und gehen in dieser Stille, flott und kühn über den Postdamm an der Wegspinne geradeaus über die Kreuzung weiter, kommen überein, ob nun Naturgemisch- oder NewAge- Unterwäsche, Hauptsache sie hält warm und ist nicht unter schlechten Bedingungen angefertigt worden. So genau wissen wir es dann auch nicht.

Wir kommen an einem sehr schönen Hof, Tischler – Zimmerei, vorbei. Dort wärmen wir uns an dem großen Feuer und erfreuen uns an der übergroßen Krippe. Die verzuckerten kalten Wälder und Auen erfreuen uns und wir durchpilgern die Landskrone. Sabine ist voller Elan, ich dagegen bin etwas erschöpft. Wir gehen immer weiter. Es ist wirklich kalt, und wir gehen schnell und kontinuierlich. Überqueren noch mal den DE–Kanal. Birgit gefällt ihr Camino mit der inneren Verbindung zu uns bei Apfelkuchen und Kaffee in Greven. Um halb drei holt sie uns an der Bushaltestelle Schmiede Ascheberg beim Nahrup's Hof in Bockholt/ Greven ab.

Alles in allem war dieser Weg sehr von Stille und Bewegung geprägt.

In Münster verabschieden wir uns mit dem wunderbaren Filmtipp „Gran Torino“ .
Gran Torino ein toller, genialer, beeindruckender Film, der zutiefst berührt, ein klasse Film zum Überwinden von alten Vorurteilen, sich selber treu bleiben, loyal sein, Freundschaft/Feindschaft Liebe,Verzweiflung und Mut. Alles in allem klug, kühn und aufrichtig, der zu Tränen rührt.

Schöne Weihnachten und ein erfolgreiches im Einklang stehendes Neues Jahr 2010!

Samstag, 21. November 2009

Bahnhof Lengerich nach Ladbergen Kirche

Wir freuen uns!

Samstagmorgen, sechs Uhr, nach nicht all zu langer Nacht; springe freudig auf. Eindeutig habe ich gestern Abend etwas zu lange Geburtstag gefeiert. Es geht weiter. Ich denke kurz nach und denke: ja, wir gehen weiter. Gemeinsam sind wir noch kraftvoller. Renne zum Bus dann großes Hallo am Bahnhof Münster. Bei Regen und in der Morgendämmerung um 8.04.h ab in den Zug. Wir quatschen gleich los, und wir hatten heute morgen alle einen besonderen schnellen Start. Wir werden stiller und wieder ist diese innere Freude und Aufregung da.

Angekommen in Lengerich Westfalen gehen wir weiter zur MargarethenStadtkirche. Es regnet, das war nicht abgemacht, so stoben wir etwas mürrisch und dennoch wohlwollend freundlich weiter. Beschweren uns etwas über die Ausschilderung und nehmen gleich wahr: Achtsamkeit ist auch hier gefragt. Nach einem „human break“ sind wir in unserem Rhythmus und pilgern raus aus Lengerich. Ein netter älterer Herr erklärt uns wir seien richtig und gleich auf dem schönen Weg der Alleen Haus Vortlage. Es nieselt. Was soll das? Knurr, knurr und schallendes Lachen. Siehe da, und so gegen zehn reißt der Himmel etwas auf, und die Sonne lugt heraus. Frühstück, gut. Birgit hat eine wasserdichte warme Unterlage, siehe da ein Trockentuch, Sabine macht sich gleich ans Werk, die Bank zu trocknen und ein schönes Ambiente zu schaffen. Blick ins schöne Münsterland, tiefe Entspannung. Wir sind einfach glücklich, wow. Wie schön wir heute sind, smile. Wie erstaunlich, wenn jede von uns behutsam für sich und den Anderen geht, ist alles für uns da. Kuchen, Käse, Schinken Nüssen, Spiegeleibrot, Kaffee, Tee, Wasser und etwas Süßes. How nice! Dieses Frühstück ist wirklich ein tiefer Ausdruck von Dafür sein.

Tief erfreut und etwas in Wehmut gehen wir still weiter durch die wunderschöne Parklandschaft.

Huch, was ist das denn? Nach knapp einer Stunde später erscheint ein Ort. Ist das schon Ladbergen? Kann nicht wahr sein. Wir gehen weiter. Da entdecken wir einen kleinen Ort, von dem wir vorher noch nie etwas gehört haben: Stadtfeldmark! Puh, sind wir froh, wir können noch weiterlaufen. Leider hat die Kirche zu, so können wir nicht dort drinnen innehalten und uns einen Stempel holen. Schade, ich habe doch so einen 'Hyper drauf'. Die beiden anderen Frauen schauen mich etwas konstatiert an und beruhigen mich. Keep Cool Karin. Wir erzählen uns unsere Geschichten aus unserem Leben über ….. die Liebe, Kinder, Karriere und Zukunftspläne. Wir sind ganz tief berührt und hören zu.

Sanddünenbereiche in der Münsterländerbucht, Märchenwälder und Hermann Löns lässt grüßen. Wir sind verzaubert und still. Müdigkeit tritt auf und wir werden quengelich, wollen unbedingt in der Sonne sitzen an dem alten Heimathaus und wuselen so rum. Keine Chance, Bänke in die Sonne zu stellen, Boden zu feucht, und der Baum lädt uns auch nicht zum Sitzen ein. Entweder wir nehmen das, was da ist oder gehen weiter. Jede von uns kümmert sich um sich selbst. Der Bomber am Himmel, zum Greifen nah, holt uns mit seiner tiefen Präsenz zurück.

Der Flughafen ist ganz nah wir könnten auch gleich nach SdC fliegen. Warum laufen? Wir schauen uns an und genau deswegen laufen wir damit die Seele auch mitkommt. Nochmal ein tiefes Seufzen und weiter geht's. All diese Schönheit macht auch schon zu schaffen.

Nun sind wir doch sehr müde und wollen nur noch Ladbergen. Da ist die Versuchung den Pilgerweg zu verlassen und schnell zur Kirche zu rennen sehr stark. Doch wir bleiben dabei und gehen den Weg. Die Kirche ist zu und wo bekommen wir nun unsren Stempel?


Oh nun sind wir alle enttäuscht. Nun meckere nicht nur ich. Laufen durch den Ort. Fremdenverkehrsverein ist auch zu, kein Hinweis auf Stempel, was ist denn das für einen Sch.....!Blick auf die Uhr, es ist einsdreißig, und die Welt dreht sich nicht nur um uns. Okay na dann malen wir uns selber einen. Nun haben wir Hunger wollen essen und finden wirklich nettes, freundliches Gasthaus Möllers Hof, simsen Ulla. Sie kann uns um halb vier abholen. Wir sind super erschöpft, albern, sehr tief entspannt und berührt. In der Upkammer werden wir toll bedient und die Kellnerin ist ein ein tolles Beispiel an echter Menschenfreundlichkeit. Superkuchen und lecker Salat. Die Leute schauen uns alle etwas merkwürdig an, ja wir sind auch des Merken würdig.

Wir gehen den Weg der Menschlichkeit.

Nach all dem Quatschen, Albern, Zuhören, der Stille, Quengeln, Berührt sein, Lachen, Quatschen, Albern, Zuhören, der Stille, Quengeln, Berührt sein, Lachen,Quatschen, Albern, Zuhören, der Stille, Quengeln, Berührt sein, Lachen, geht's weiter nach Hause. Ulla holt uns ab und ist wieder mal super.

Dank Birgits Idee geht es weiter mit dem gemeinsamen Frühstück im Möllers Hof weiter.
Nach der guten alten Regel „wir sind so schön weil wir uns gehen lassen“ im besten Sinne der Worte und des Tuns.

Bis bald wir freuen uns.

PS: Wir haben ein Stempel vom Möllers Hof geben lassen den Rest malen wir uns selber. Kuss

Samstag, 26. September 2009

Lang her und viel passiert

Bahnlinie Natrup – Hagen nach Lengerich

Wir treffen uns am Bahnhof Münster und gehen zu Dritt. Birgit kommt auch mit.

Nach dem komplizierten Kartenkauf mit der Frage: 'Schienenersatzverkehr', welches Ticket, rennen wir zum Zug. Plumps, wir sitzen und ab geht’s. Warten bis es weiter geht. Nach bald einer Stunde und vielen amüsanten Gesprächen im Zug, gehen wir freudig und wohlgelaunt den Jakobsweg weiter.

In Leeden gibt es Frühstück im Park. Wir gehen leicht durch die Lande. In der Erinnerung an das, was in den letzten zwei Monaten passiert ist und unserem Leben nachhaltig mehr oder weniger freudig hinzugefügt wurde, pilgern wir. - Neu verliebt nach so langer Zeit und mit dem Sehnen nach dem anderen Teil. Die lange Fahrradtour alleine zum Fünfzigsten, die Party und die neue Orientierung, den Liebsten nach langer Zeit wiedergesehen zu haben und das Fliegen mit ihm.- Keine Angst vorm Fliegen. Leid, Abschied und Krankheit. Freude und Liebe hielten Einkehr und verpflichteten zum genauem Hinsehen. Der Schmerz um das innere Loslassen ist dann unaufhaltsam wieder da.

Dieser Weg wird ein leichter sein. Wie Wellnesswandern. Am Ritterkamp über den Tunnelweg pilgern wir durch Wiesen, Wälder und Auen auf den Spuren von Herrmann dem Etrusker auf und ab, bis zum Bergcafe Egbert mit dem für uns besten Kuchen aller Zeiten weiter durch den Hohlweg an alten Erinnerungen vorbei. In Lengerich zur Altstadt mit der Stadtkirche und Stempelstelle weiter zum Bahnhof.

Am Bahnhof angekommen lecker Vesper. Wir teilen unsere Dinge, warten erholt und aufgeregt auf den Zug nach Münster. Erfüllt von der Leichtigkeit des Seins und von der Traurigkeit des Abschieds, geht’s weiter....... Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! H.Hesse

Samstag, 25. Juli 2009

Osnabrück – Natrup - Hagen

Samstagmorgen werde ich in fiebriger Aufregung wach, habe die halbe Nacht zuvor Halsweh und Fieberträume. Diese Aufregung, sich auf den Weg zu machen ( nicht, dass man sonst nicht auf dem Weg ist ), diese Energie, so wie sie auf dem Camino Francés war und so schön gemeinsam zu sein, ist wieder da.

Drei Sonntage zuvor war ich mit dem Rad unterwegs, gehe in eine Kapelle und hatte dort das gleiche Feeling wie auf dem Weg vor einem Jahr in Carrion de los Condes.

Im Osnabrücker Dom St Peter geben uns die netten Damen den ersten Stempel und die ersten Hinweise. Wir wünschen uns Buen Camino! Wir müssen uns einschwingen und uns auf die Bewegung des Weges. So irren wir etwas verloren und unsicher herum. Unsere Gehirnwindung brauchen Zeit, um sich an unsere Idee des intuitiven Gehen zu gewöhnen. Nicht nur unsere Windungen im Hirn auch unser Körper, die Füße, Hüften, Emotionen, das limbische System und der Mandelkern verbinden sich dann erfolgreich mit der linken und rechten Gehirnhälfte und und und......! Ob aller Erfahrungen um die Dinge …... so starten wir, warten nicht und was immer auch geschieht: Wir gehen!

In Osnabrück wirkt alles mediteran. Ein netter älterer Herr ruft uns zu: „Hallo nach Santiago geht’s in die andere Richtung, nach Westen meine Damen.“ Wir wollen diskutieren, er meint, das habe keinen Zweck, er habe Recht, er kenne den Weg. Wir glauben ihm und sind auf dem richtigen Weg. Mittagspause unter dem Abdach einer Versicherung. Hier finden wir vor dem Regenschauer Obdach. Wie lecker, so ne' Stulle mit Spiegelei und Käse schmeckt. Etwas Süßes und Nüsse hinterher und weiter geht’s. Irgendwie bin ich stark erinnert an den Camino Francés in Spanien.

In Hasbergen sind wir begeistert vom dem Cáfe Schäfer im Edeka, stärken uns, lassen den Platzregen an uns vorbeiziehen und gehen mit einem netten Gruß weiter.

Auf der Suche im Hasloch finden wir keinen Hinweis 'Pilgermuschel' und gehen hin und her und hin und her und hin und her. Da ist ein Mensch, ein älterer Mann. Wir lachen und scherzen mit ihm. Er ist der menschliche Wegweiser.

Einen Pilgerstab brauche ich nicht (den hatte ich in Spanien ja doch immer wieder stehen lassen). Sabine ist mein lebendiger Pilgerstab, sie bleibt nirgendwo stehen, sondern geht mit oder führt an.

So torkeln wir durch die Walachei an der Natruper Mühle vorbei und haben keine Visionen. Wir reden, schweigen und albern herum. Im Zug nach Münster sind wir völlig platt und voller Glückseligkeit und Zuversicht. Wir schauen mit anderen Augen in die Welt.