Samstag, 25. Juli 2009

Osnabrück – Natrup - Hagen

Samstagmorgen werde ich in fiebriger Aufregung wach, habe die halbe Nacht zuvor Halsweh und Fieberträume. Diese Aufregung, sich auf den Weg zu machen ( nicht, dass man sonst nicht auf dem Weg ist ), diese Energie, so wie sie auf dem Camino Francés war und so schön gemeinsam zu sein, ist wieder da.

Drei Sonntage zuvor war ich mit dem Rad unterwegs, gehe in eine Kapelle und hatte dort das gleiche Feeling wie auf dem Weg vor einem Jahr in Carrion de los Condes.

Im Osnabrücker Dom St Peter geben uns die netten Damen den ersten Stempel und die ersten Hinweise. Wir wünschen uns Buen Camino! Wir müssen uns einschwingen und uns auf die Bewegung des Weges. So irren wir etwas verloren und unsicher herum. Unsere Gehirnwindung brauchen Zeit, um sich an unsere Idee des intuitiven Gehen zu gewöhnen. Nicht nur unsere Windungen im Hirn auch unser Körper, die Füße, Hüften, Emotionen, das limbische System und der Mandelkern verbinden sich dann erfolgreich mit der linken und rechten Gehirnhälfte und und und......! Ob aller Erfahrungen um die Dinge …... so starten wir, warten nicht und was immer auch geschieht: Wir gehen!

In Osnabrück wirkt alles mediteran. Ein netter älterer Herr ruft uns zu: „Hallo nach Santiago geht’s in die andere Richtung, nach Westen meine Damen.“ Wir wollen diskutieren, er meint, das habe keinen Zweck, er habe Recht, er kenne den Weg. Wir glauben ihm und sind auf dem richtigen Weg. Mittagspause unter dem Abdach einer Versicherung. Hier finden wir vor dem Regenschauer Obdach. Wie lecker, so ne' Stulle mit Spiegelei und Käse schmeckt. Etwas Süßes und Nüsse hinterher und weiter geht’s. Irgendwie bin ich stark erinnert an den Camino Francés in Spanien.

In Hasbergen sind wir begeistert vom dem Cáfe Schäfer im Edeka, stärken uns, lassen den Platzregen an uns vorbeiziehen und gehen mit einem netten Gruß weiter.

Auf der Suche im Hasloch finden wir keinen Hinweis 'Pilgermuschel' und gehen hin und her und hin und her und hin und her. Da ist ein Mensch, ein älterer Mann. Wir lachen und scherzen mit ihm. Er ist der menschliche Wegweiser.

Einen Pilgerstab brauche ich nicht (den hatte ich in Spanien ja doch immer wieder stehen lassen). Sabine ist mein lebendiger Pilgerstab, sie bleibt nirgendwo stehen, sondern geht mit oder führt an.

So torkeln wir durch die Walachei an der Natruper Mühle vorbei und haben keine Visionen. Wir reden, schweigen und albern herum. Im Zug nach Münster sind wir völlig platt und voller Glückseligkeit und Zuversicht. Wir schauen mit anderen Augen in die Welt.