Samstag, 23. Januar 2010

Nahrup's Hof - Greven Bockholt - Buslinie Schmiede Ascheberg bis Kirchenfoyer - Lambertikirche und St. Paulus Dom zu Münster

Ultreya vamos a Santiago
Vorwärts, wir gehen nach Santiago

Mich hat's wirklich nochmals hart mit einer Erkältung erwischt. Ulla bringt uns zu unserem Ausgangspunkt. Wir starten mit einem kurzen Rapport über die vergangene Zeit. Weihnachten und Silvester. Kinder, Mann und Kegel. Nun stehen wir alle wieder mehr oder weniger entspannt im Alltagsbetrieb. Birgit erzählt von dem Auszug der letzten beiden Kinder, die noch im Elternhaus lebten, nach Melbourne und Steinfurt zum Auslandssemester und Studium. Nun ist das Leben schleichend und gravierend verändert, nach der langen Familienzeit. Mir fällt das Seminar, dass ich gebe, 'Als ich noch Mutter war' ein.

Die Frage stellt sich immer wieder: Wie geht es weiter und welche Dinge sind zu tun? Jenes, welches richtig für die Eine ist, ist nicht gut für die Andre. Sesshaft werden, aufbrechen, Veränderung. Whatever will be, will be! Go ahead!

Wir gehen durch das Naturschutzgebiet über Stock und Stein, idyllisch durch das Boltenmoor, alles eine Augenweide. Der zugefrorene See und der Raureif auf den Bäumen. Wir gehen mit ehrfürchtigem Schweigen und sind ganz bei uns, tief in der Stille. Eins mit der Natur und allem um uns herum. Der Weg ist nicht wie üblich vorgezeichnet, kein genau zu erkennender Pfad. Wir müssen uns selbst den Pfad erlaufen. Wir fragen uns: „Sind wir richtig hier?“ Oh, da ist die Pilgermuschel und wir sind richtig. An der Straßenunterführung Fuestrup-Straße lesen wir an die Wand gesprüht „ Ultreia vamos a Santiago“. Ich tue meine Freude kund. Dennoch ich niese, pruste und bin schwach, sehr schwach. Die anderen Beiden ermuntern mich, wenn ich nicht mehr kann und wenn es nicht mehr geht, den Bus nach Münster zu nehmen. Sie laufen dann das Stück für mich mit. „Hatschi“, „Gesundheit“! Tausendmal geht es unterwegs so.

Wir laufen durch die nasskalte Landschaft. Birgit erkennt als erstes die Vorboten des Frühlings. Wir machen eine kleine Frühstückspause unter dem Obdach einer Bushaltestelle „ Alte Schifffahrt“.Wir gehen links, rechts, geradeaus und folgen der Ems. Sinnieren, haben die Wechseljahre die gleichen Attitüden wie die Pubertät? So wie die Pubertät, so die Wechseljahre? Wir begeben uns auf zur Feldstudie. Bei Zwei von Dreien scheint es ähnlich zu verlaufen. Schon sind wir in der Wallburg Haskenau mit dem Ursprung aus der Karolingerzeit (714 - 843) und staunen nicht schlecht. So was nahe Münster. Wir gehen umher und schauen uns die alte Burganlage an. Sabine und Birgit klettern flux auf die Erhebung. Beide sind sehr begeistert. Ems und Werse treffen sich. Wir gehen, bleiben stehen und lesen.

Ich bin erinnert und erzähle kurz von dem Buch Feuer und Stein, erster Band der siebenbändigen Highland-Saga, ist ein Roman von Diana Gabaldon. „Die Engländerin Claire, mit einem englischen Professor verheiratet, macht im Jahr 1945 einen Zeitsprung rückwärts. Im Jahr 1743 lernt sie ihren zweiten Ehemann, den blauäugigen, rothaarigen Schotten Jamie kennen und lieben. Der magische Steinkreis: Claire heiratet sechs Wochen, nachdem sie auf dem schottischen Feenhügel Craigh na Dun Wildblumen pflückend in den Steinkreis getreten und 200 Jahre zurück katapultiert worden war, den vier Jahre jüngeren Highlander Jamie. Die katholisch-gälische Trauung findet in ebenjenem Kirchlein im Hochland bei Inverness statt, in der Claire ihren ersten Mann, den Engländer Frank in 200 Jahren geehelicht hatte. In dem Steinkreis - worin noch druidische Rituale vollzogen werden - war ein Riß in der Zeit, und die Blumen pflückende Claire wurde aus dem Jahr 1945 in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück befördert.“

Es ist so nasskalt und mir ist kalt. Brrr. Wir gehen vorbei am Ringhotel Hof Eggert, sehr elegant, sehr angenehm gelegen. Dann Havichhorster Mühle> Hersweg >Hof Taphorn > machen eine kurze Pause am Mariendenkmal > Kamiliusweg > Sudmühle. Ich verspreche, mir den Bus die Zehn nach Münster Bült, zu nehmen. Doch kein Bus weit und breit. Obwohl ich weiß, Ulla würde mich auch jederzeit abholen. Ich sende ich ihr keine SMS mit der Bitte darum, sondern wir sind in Münster - Handorf.
So gehe ich doch noch die zwei Stunden weiter mit. Wir machen eine kleine Pause im Dyckburgwald. Es ist so kalt, wir können kaum sprechen. Ich nehme einen Schluck Rum, den ich seit dem ersten mal des Pilgern mit dabei habe. Das ist sehr homöopathisch und tut gut. Meinen Tee habe ich vergessen und die Gurtschnalle meines Rucksacks ist auch kaputt. Sabine gibt mir Tee. Birgit hat noch eine Schnalle zu Hause und ich mache mir einen Knoten und finde es wunderbar.

Ich bin schon sehr aufgeregt und freue mich auf die Dyckburg Kapelle (...gehe in eine Kapelle und hatte dort das gleiche Feeling wie auf dem Weg vor einem Jahr in Carrion de los Condes 25.07.09).

Wir genießen den Aufenthalt in der Kapelle. Spenden Kerzen schauen uns die Gemälde an. Sie lachen uns an und wir gehen weiter. Heute sind wir sehr still und gehen mit Abstand durch die Boniburgallee. Überqueren die den Kanal an der Schleuse in die Dieckstraße zur Mecklenburger Straße. Sabine erzählt bewegt und mit Freude von ihrer Kindheit bei den geliebten Großeltern. Birgit ist ganz angetan von Sabines Geschichten und ich freue mich. Nun sind wir schon auf der Goldstraße und finden gleich das richtige Haus für unsere WG.

So geht es weiter rechts Bohlweg > Hörstertor> Hörsterstraße> Alter Fischmarkt > Lambertikirche und in das für uns Pilger wichtige Kirchenfoyer und Dom. Nun haben wir wirklich einen großen Abschnitt geschafft Osnabrück – Münster.

Wir machen Halt in dem Kirchenfoyer und werden dort mit Begeisterung und wohlwollender Neugierde von Schwester Oranda, der netten Studienrätin, und Cappuccino empfangen. Hier an diesem Ort erkenne ich mal wieder das Göttliche in uns. Es ist einfach da und berührt uns mit liebenswerter Freundlichkeit. Dieser Weg war ein sehr weiter Weg und anstrengend, sehr anstrengend. Runde 20 km in ca. 5 Stunden. Wir bekommen wunderschöne Stempel. Sabine düst schnurstracks zum Bahnhof, um noch schnell den Zug zum Liebsten zu erhaschen. Birgit ist völlig schwungvoll und zufrieden in der Entspannung und freut sich auf die Veränderung und ihren Mann und die Kinder, die heute zum Teil nach Hause kommen. Ich bin völlig erschöpft und berührt. Tränen steigen in mir auf, dieses 'Glücklichsein' aus der Tiefe meines Seins.

Ich liebe ….... Ultreya, das Leben will gelebt werden!